Der Alltag ist politisch - mit dieser Aussage habe ich meinen Blog Anfang Mai eröffnet. Für jedes Ding, das bei uns auf dem Pult, in der Wohnung steht, wurden irgendwann von der Politik Produktionsbedingungen ausgehandelt. Der grosse Hebel für faire und ökologische Produktions- und Lieferbedingungen liegt also in den Händen der Politik. Wir Konsument*innen haben aber durch unsere Wahl der Produkte einen erheblichen Einfluss darauf, welche Produkte wie hergestellt werden. Unser Konsum gestaltet die Welt! Wie wir im Alltag handeln, hat eine Wirkung und kann Druck auf die Politik ausüben, die Regeln zu ändern.
Schauen wir uns die Obst- und Gemüseproduktion an: Obst und Gemüse gibt es bei den Detailhändlern das ganze Jahr. Importe machen es möglich. Doch das schadet dem Klima und der Umwelt. Regional und saisonal einzukaufen, ist die umweltschonende Alternative. Wir sollten regional, saisonal und bio zusammen denken und die Ökonomisierung der Landwirtschaft kritisch und konstruktiv hinterfragen.
Am diesjährigen Banntag habe ich beim Wandern interessante Gespräche darüber führen können. Ich habe dabei viel über fairen Einkauf, Bio-Produktion und Initiativen von weitsichtigen Mitmenschen gelernt. Und vor allem über die Möglichkeit, dass Konsument*innen und Produzent*innen näher zusammenrücken und sich als Teilnehmer*innen eines Produktions- und Konsum-Prozesses erleben können.
«Getrocknete Mangos von Gebana*, gell?», fragt mich Manuela am steilsten Stutz auf unserem Bann-Rundgang. Die Wanderschuhe bleiben im Matsch fast stecken, es ist rutschig und wir alle wären froh, hätten wir wie Dagmar an Wanderstöcke gedacht. «Ja genau», antworte ich, «nimmst du auch von den Spargeln?». Gebana ist ein cooles Projekt, welches fair und ökologisch produziertes Gemüse und Früchte ab Hof zu mir nach Hause liefert. Aber immer in grossen Mengen. Das ist jetzt bei den Spargeln ein Problem. Ich liebe Spargeln, aber 5 Kilo? «Nein, Spargeln nehme ich aus dem Tal, die sind super», meint Manuela. Wäre gut, jemand würde mir die Hälfte der Spargeln abnehmen, denke ich. Wenn Mehrere grosse Mengen teilen, geht’s. Kathrin hilft mir schon beim Gemüsekorb, welchen ich regelmässig in der Solimatt in Niederdorf bestelle. Die Solimatt ist eine kleine Gruppe von unterschiedlichsten Menschen, die die Leidenschaft und Begeisterung für solidarische Landwirtschaft (SOLAWI Basel) und gesundes, lokales Obst und Gemüse teilen und dieses produzieren. Ihren wöchentlich gelieferten Bio-Gemüsekorb teilen sich Kathrin und ich und so schaffen wir es, in unseren beiden kleinen 2er-Haushalten das feine Grünzeug zu verarbeiten. Das liebe ich so an unserer Region – alles ist nahe und man hilft sich aus.
Was ich in Waldenburg lokal erlebe und geniesse, hat im globalen Kontext eine Bedeutung. Das Globale und Lokale berühren sich in unseren Taten. Sei es, indem wir Mangos bestellen, von denen wir wissen, wo und wie sie angebaut und verarbeitet werden oder ob wir lokale Produzent*innen direkt ab Hof unterstützen. Ich habe mich persönlich entschieden: Ich konsumiere wann immer möglich Bio-Lebensmittel und möglichst von Produzent*innen, die ich persönlich oder über eine Zwischenfirma wie Gebana kenne. Damit hoffe ich, die Artenvielfalt und Biodiversität zu unterstützen, die regionale Produktion von wertvollen Lebensmitteln zu stärken und einen Beitrag zu leisten, dass Produzent*innen und Konsument*innen einander wieder näherkommen und sich als Teilnehmer*innen eines Produktions- und Konsumprozesses verstehen. Unsere nachfolgenden Generationen sollen von einer nachhaltigen Ernährungssicherheit profitieren können.
Darum: Wie wir im Alltag handeln, hat eine Wirkung und kann Druck auf die Politik ausüben, die Regeln zu ändern. Regional und saisonal einzukaufen, ist die umweltschonende Alternative. Wir sollten regional, saisonal und bio zusammen denken und die Ökonomisierung der Landwirtschaft kritisch und konstruktiv hinterfragen.
Hinweise:
Aktuell - Verein Solimatt Solidarische Landwirtschaft und Bioproduktion im Waldenburgertal: Aktuell - Verein Solimatt
Bio-Lebensmittel aus fairem Handel | gebana.com Changing the rules – gebana Nachhaltig und fair einkaufen – direkt ab Hof